Ob Influencer Review, Rechtstipps von Anwälten oder Interviews mit Branchengrößen: Seit Jahren stehen Videos im Content Marketing ganz oben auf der Beliebtheitsskala – weit vor White Papers oder Infografiken. Was aber ändert sich im Video Marketing 2020? Wir haben die spannendsten Entwicklungen zusammengetragen.
Interaktion wird wichtiger
Ganze 37 Prozent der Deutschen nutzen Videostreaming-Dienste wöchentlich – die Beliebtheit von Serien und Filmen bei Netflix, Amazon Prime Video und Co zeigt: Bewegtbild wird nach wie vor am liebsten passiv konsumiert. Das entspricht auch den Seh- und Nutzungsgewohnheiten der meisten Menschen. Nach der Arbeit ein bisschen auf der Couch entspannen und ein paar Folgen der Lieblingsserie schauen.
Jedoch zeichnen sich ebenfalls Entwicklungen ab, die in eine andere Richtung gehen. Zwar hat Virtual Reality nach wie vor nicht den großen Durchbruch geschafft. Im Gegenteil: So stampfte Google überraschend seine VR-App Daydream ein, was von Branchenkennern als VR-Flop bezeichnet wurde.
Dennoch zeigt eine PwC-Studie den vielversprechenden Aufschwung in Richtung Virtual Reality. So verzeichnete die VR-Branche ein Umsatzwachstum von 48 Prozent. Bis 2023 soll der VR-Markt gar auf ein Volumen von 280 Millionen Euro wachsen. Mit anderen Worten: Interaktive Video-Formate wie VR werden immer beliebter.
Jedoch ist Virtual Reality nicht der einzige Weg in Richtung Engagement mit den Nutzern. Interaktive Videos können klassisch produzierte Real- oder Animationsfilm-Settings sein. Mit dem Unterschied, dass der Nutzer durch einen Klick oder Fingertipp innerhalb dieses Settings Entscheidungen trifft und mit dem Content interagiert, zum Beispiel in Form von Hotspots. Dieses Prinzip lässt sich auch hervorragend im Verkauf nutzen, wie IKEA demonstriert:
Der User kann sich nicht nur in 360-Grad-Manier mit der VR-Brille umschauen, sondern mit den Möbeln in der Umgebung interagieren und zum Beispiel die Farbe ändern.
Interaktive Videos lassen sich darüber hinaus noch auf ein andere Ebene heben, indem der Nutzer in einer Story in Entscheidungen eingebunden wird und sich als Folge daraus entsprechend andere Kapitel der Geschichte auftun. Sowohl durch die technische Implementierung von Hotspots als auch durch die Produktion verschiedener Story-Kapitel erhöht sich zwar der Produktionsaufwand, jedoch gestalten Unternehmen auf diese Weise Videos, die sich deutlich vom klassischen Bewegtbild-Content unterscheiden.
Unternehmen sollten auch nicht das Potenzial von Live-Videos, wie etwa auf Twitch, unterschätzen: In einem Live-Chat interagiert das junge Publikum in Echtzeit mit den Twitch-Stars. Als Let’s-Play-Plattform gestartet, ist Twitch längst zu einer zentralen Anlaufstelle für Millionen Menschen geworden, die an den Lippen ihrer Idole hängen.
Der mobile Konsum nimmt zu
Einer Cisco-Statistik zufolge werden Videos in zwei Jahren 79 Prozent des mobilen Daten-Traffics ausmachen. In Richtung Social Media zeigt sich das auf Heller und Pfennig: Eine GfK-Studie hat zum Beispiel ergeben, dass mobile Facebook-Videos die Kaufabsicht steigern. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass Social Media Posts mit Videos 48 Prozent mehr Views haben, also Postings ohne Bewegtbild.
Mobiler Videokonsum entspricht also schon jetzt den Nutzungsgewohnheiten: Smartphone und Tablet haben sich längst etabliert, während die Desktop-Nutzung unaufhaltsam in den Hintergrund gerückt ist.
Silent Videos sind auf dem Vormarsch
Silent Videos kommen gänzlich ohne Ton aus – was viele Nutzer begrüßen, die auch in der vollen U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder nachts, ohne den schlafenden Partner zu stören, Videos genießen wollen. Die Lösung: Silent Videos, welche den Zuschauer durch eine Bildserie führen, die durch so wenig Text wie möglich untermalt ist.
Bei Silent Videos handelt es sich also nicht einfach nur um Videos mit Untertiteln. Vielmehr geht es darum, möglichst selbsterklärendes Bildmaterial durch Schlagworte oder Stichpunkte zu begleiten, sodass Zusammenhänge einfacher verständlich sind.
Öffentlich-rechtliche TV-Sender wie der MDR arbeiten bereits mit Silent Videos, die sich in der hauseigenen App aufrufen lassen. Die Videos werden separat zu der eigentlichen Nachrichtensendung MDR Aktuell produziert. Auch das ist Aufwand, der jedoch das Content-Angebot des Senders insgesamt aufwertet.
Künstliche Intelligenz optimiert die Video-Performance
Künstliche Intelligenzen werden immer stärker in Marketing- und Vertriebsprozesse eingebunden. So auch bei der Optimierung der Video-Performance in Form von Smart Video Campaigns. Inzwischen sollen KIs in der Lage sein, produzierte Videos in den zur Zielgruppe passenden Social-Media-Kanälen zur optimalen Uhrzeit auszuspielen. Darüber hinaus können intelligente Programme effektive Vorschaubilder bestimmen und in Echtzeit Auswertungen vornehmen.
Bereits in der Video-Produktion sind künstliche Intelligenzen am Werk. Sie sind vergleichbar mit Assistenten der Regisseure und Kameramänner: Der perfekte Winkel, der richtige Aufnahmemodus, die Dauer der Einstellung – vieles kann von einer KI anhand der Auswertung zahlreicher Parameter in Sekundenbruchteilen analysiert und optimiert werden.
Bleibt festzuhalten: Noch können KIs den Menschen bei der Video-Produktion nicht vollständig ersetzen. Zwar gibt es KI-Filme, jedoch reichen diese in aller Regel noch nicht für Entscheidungen angesichts der komplexen Marktanforderungen aus.
Gute Videos müssen nicht teuer sein
Wer sich durch die bisherige Aufzählung – interaktive Videos, die Extraproduktion von Silent Videos und KI-Einbindung – abgeschreckt fühlt, dem sei gesagt: Hochwertige wie auch hilfreiche Videos müssen nicht teuer sein. Bereits mit einem handelsüblichen Smartphone oder einer Spiegelreflexkamera lassen sich gute bis sehr gute Ergebnisse erzielen. Nachfolgend ein Beispiel von uns, das wir relativ schlank und unkompliziert erstellt haben:
Dabei sollte niemals der Ton vernachlässigt werden. Ansteckmikrofone für Sprecher sind Pflicht, genau wie die richtige Ausleuchtung.
Diese Standards sind jedoch nicht zwingend eine Frage des Geldes, auch wenn bei Video-Equipment immer Luft nach oben ist. Mit ein paar Lampen und den erwähnten Ansteckmikrofonen, die pro Stück in hoher Qualität nicht mehr als 30 Euro kosten, können bereits tolle Videos entstehen. Mitunter bietet sich die Beratung durch einen Profi an. Dieser kann beispielsweise einmalig im Unternehmen vorbeikommen und einen dafür vorgesehenen Videoraum so einrichten, dass sich über die nächsten Monate bequem und hochwertig zugleich produzieren lässt.
Weitere Trends
Was kommt bei Videos 2020 noch gut bei den Nutzern an? Eine Sammlung der wesentlichen Fakten:
68 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage (Hier geht es zum Download) bevorzugen kurze Erklärvideos für Produkte und Services.
Dieselbe Umfrage ergab, dass 81 Prozent der Befragten Leads durch die Nutzung von Videos generieren konnten.
92 Prozent der mobilen User teilen Videos mit anderen Nutzern.
In zwei Jahren werden Live-Videos 17 Prozent des Internet-Video-Traffics ausmachen.
73 Prozent der Konsumenten weltweit wollen Videos auf Social Media sehen, die „unterhaltsam“ sind.
Fazit
Video Marketing 2021 wird dynamischer und nutzerorientierter. Der Trend verlagert sich in Richtung Interaktion, der mobile Konsum nimmt weiterhin zu und künstliche Intelligenzen werden sowohl in der Produktion als auch in der Distribution der Videos relevanter. Zugleich brauchen Publisher nicht nur auf die ganz großen Entwicklungen zu schauen. Wer sich mit solidem Equipment ausstattet und auf Basics wie Beleuchtung sowie guten Ton und HD-Videomaterial achtet, schafft die besten Voraussetzungen für gelungene Videos. Viel Erfolg dabei!
quelle: blog.osk.de/video-marketing